Kultur_Trabant e.V.

Kultur_Trabant e.V. ist ein Leipziger Kunst- und Kulturverein, der Kunst aus geschlossenen Räumen heraus- und mitten in den Alltag hineinbringt. Wir arbeiten dort, wo Menschen leben: auf Straßen, in Dörfern, auf Plätzen, im Gespräch – nicht im abgeschlossenen White Cube. Unser Ansatz ist einfach: Wenn Menschen nicht zur Kunst kommen, kommt die Kunst eben zu ihnen.

Unser fahrendes Herzstück heißt „Der Kulturtrabi kommt“ – ein mobiles Kunst- und Forschungsprojekt im Trabant 601. Mit ihm rollen wir durch die neuen Bundesländer, halten an Orten, die wenige kulturelle Angebote haben, und schaffen dort Räume für Begegnung, Beteiligung und künstlerische Forschung. Der Trabi knattert, aber er hört zu: Wir sammeln Stimmen, Geschichten und Perspektiven und entwickeln daraus künstlerische Formate, die so vielfältig sind wie die Menschen, denen wir begegnen.

Unsere Arbeit ist transdisziplinär: Performance trifft auf Interview, Recherche auf Hörspiel, Workshop auf spontane Intervention im öffentlichen Raum. Wir denken Kunst als offene Praxis, nicht als Frontalprogramm. Menschen können mitmachen, zuhören, erzählen oder einfach beobachten. Wichtig ist der Austausch – nicht die Eintrittskarte.

Ein Beispiel dafür ist unser Langzeitprojekt „Drive. Don’t Turn.“ – eine künstlerisch-dokumentarische Recherche zu Schwarztaxis und Nachtkultur in der DDR. Zwei Jahre lang haben wir dafür Interviews geführt, Archive durchforstet und Geschichten sichtbar gemacht, die sonst im Unterboden der Geschichte verschwunden wären. Wir sind selbst Schwarztaxi gefahren und haben Künstlerinnen in das Auto eingeladen: So trifft der Opernsänger auf nächtliche Leipziger Spaziergängerinnen, die plötzlich Teil einer fahrenden Mini-Oper werden, oder die Quizmasterin mit ihrem „Einbürgerungstest“ auf zufälliges Straßenpublikum. Kunst und Alltag geraten in Bewegung – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein besonderes Format von uns ist die Podcastmaschine: ein mobiles Podcast-Studio im Trabi. Hier entstehen Gespräche über Erinnerungen, Lebenswege und Perspektiven. In Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig produzierten wir beispielsweise „Mit dem Trabi in die 90er“. Bis heute haben wir rund 100 Gespräche gesammelt – zu Themen rund um SED-Diktatur, Wendezeit und Gegenwartserfahrungen.

Wir fördern und unterstützen zudem andere Kulturakteurinnen, deren Projekte inhaltlich zu unserer Arbeit passen – etwa DinaKleiner, ein Ausstellungsformat mit bezahlbarer Kleinformat-Kunst, oder Platte Macchiato, ein offenes Kunst- und Begegnungsprojekt im südbrandenburgischen Plattenbau. Dort entstehen gemeinsam mit Nachbarinnen neue Geschichten, Formate und kulturelle Impulse für den Alltag, die den Stadtraum als sozialen und kreativen Ort sichtbar machen.

Kurz gesagt: Wir machen Kunst im Feld, nicht im Elfenbeinturm. Wir arbeiten beweglich, offen und mit Humor – manchmal leise, manchmal laut, immer nah am Leben und den Geschichten der Menschen.

Wir bringen Kunst zu Menschen, nicht Menschen zur Kunst.
Dort, wo Alltag und Kultur sich begegnen, beginnt unsere Arbeit.